«Glaubensbestände und Glaubenswandel»: Zur Transformation von konstruktions- und transmissionsorientierten Lehr-Lern-Überzeugungen in der Lehrpersonenausbildung
Abstract
«Glaubensbestände» sind Ansammlungen von Überzeugungen. Ihnen wird in der Diskussion um professionelles Können von Lehrpersonen handlungsleitende Kraft beigemessen. In diesem Beitrag interessiert, wie sich konstruktions- und transmissionsorientierte Überzeugungen zum mathematischen Lehren und Lernen bei Studierenden zu Beginn und am Ende des Studiums zeigen und ob Aspekte von Ausbildungsgängen Erklärungen für diesbezügliche Varianzen liefern. Auf der Basis zweier Kohortenstichproben in der Deutschschweiz zeigen die Ergebnisse, dass bereits bei Studienbeginn Überzeugungsmuster vorhanden sind und diese sich am Studienende noch verfestigen, wobei sich zwischen Ausbildungsgängen keine grossen Unterschiede zeigen. Ebenfalls wird deutlich, dass Praxislehrpersonen sowie Dozierende der Mathematik und Mathematikdidaktik Erklärungskraft hinsichtlich der Überzeugungsmuster liefern. Insgesamt scheint der Lehrerinnen- und Lehrerbildung der Deutschschweiz die Förderung der Konstruktionsorientierung gut zu gelingen – dies allerdings auf Kosten der Transmissionsorientierung. Zur Realisierung adaptiver Lehr-Lern-Arrangements müssten jedoch wohl beide «Glaubensbestände» positiv bewertet werden. Eine derart fruchtbare Abstimmung von Konstruktions- und Transmissionsorientierung scheint ein noch zu erfüllendes Desiderat der Deutschschweizer Lehrerinnen- und Lehrerbildung darzustellen.