Yes, we can! Anmerkungen zur trügerischen "Kompetenzentwicklung" von Lehramtsstudierenden im Praxissemester
Abstract
Die Entwicklung professioneller Handlungskompetenz und eines professionellen Selbstkonzepts gilt verbreitet als Zielstellung des Praxissemesters in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Dabei zeigen die Befunde empirischer Untersuchungen zur Veränderung der Kompetenzeinschätzungen, dass Lehramtsstudierende schon vor dem Praxissemester verbreitet davon überzeugt sind, über die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten in den zentralen Aufgabenbereichen des Lehrberufs zu verfügen. Lehramtsstudierende können jedoch in der ersten Phase der Ausbildung an der Universität nicht über ausreichende Erfahrungen im handlungspraktischen Kontext verfügen, die als Voraussetzung handlungsbezogener Selbsteinschätzungen gelten. Zur Diskussion wird die These gestellt, dass die Kompetenzeinschätzungen der Lehramtsstudierenden als ideale Vorstellungen von der eigenen Person als angehender Lehrkraft aufzufassen sind. Eine Selbstreflexion als Vergleich zwischen realem und idealem Selbstkonzept wird angesichts der latenten Kompetenzüberschätzungen der Lehramtsstudierenden, die angeben, bereits zu können, was erlernt und in einem langwierigen Professionalisierungsprozess auszubilden ist, als alternative Zielperspektive des Praxissemesters entworfen.