Der Einfluss der Schule auf die kognitive Entwicklung
Abstract
Die Frage nach dem Einfluss der Schule auf die kognitive Entwicklung der Kinder weist eine mehr als hundertjährige wissenschaftliche Forschungsgeschichte auf. Ihr Verlauf ist durch ein zeitliches Wechselspiel zwischen optimistischen und pessimistischen Perspektiven - Schule zwischen Wirkungsmächtigkeit und Wirkungsohnmächtigkeit - gekennzeichnet. Der Autor zeigt in seinem Beitrag auf, dass die widersprüchlichen Ergebnisse und gegensätzlichen Interpretationen dadurch zustande kommen, dass in den vorliegenden empirischen Studien zwei unterschiedliche Fragestellungen untersucht werden. So geht es unter der optimistischen Perspektive im Wesentlichen um Leistungen und Leistungsfortschritte, die von allen Kindern durch Lernen erreicht werden müssen, während in der pessimistischen Perspektive die Reduzierung von individuellen Leistungs-, Fähigkeits- und Entwicklungsunterschieden im Vordergrund steht. Gestützt auf Ergebnisse der neueren erziehungswissenschaftlichen Forschung zieht der Autor folgendes Fazit: Der Einfluss der Schule ist begrenzt, wenn es um das Verändern individueller Unterschiede bei kognitiven und persönlichen Merkmalen geht, die relativ inhaltsunabhängig sind. Geht es jedoch um Lernen und Lernfortschritte - und dies nicht nur im Leistungsbereich, sondern im Hinblick auf alle Bildungsziele, die von inhaltlichen Lernprozessen abhängig sind - so kommt der Schule eine grosse kulturelle, soziale und persönliche Bedeutung zu.